Schöner kann man den Mai nicht begrüßen: Rund 40 Frauen, Männer und Kinder hatten sich an der Bruder-Klaus-Kapelle in Euerfeld eingefunden, um bei herrlichen Frühlingswetter durch die grüne Natur zu wandern. Gemeinsam mit der zertifizierten Kräuterführerin Christine Taiber machten sie sich auf den Weg, um dabei so einiges über die Pflanzen am Wegesrand zu erfahren. Denn dort wachsen viele oft unbekannte Kräuter, die nicht nur bei allerlei Leiden helfen, sondern auch gut schmecken z.B. als Brotaufstrich. Davon konnten sich alle am Ende der eineinhalbstündigen Tour überzeugen, denn an der Kapelle konnten verschiedene Aufstriche mit Wildkräuter verkostet werden. Lecker!
Das Wissen von Christine Taiber über die Kräuter in der Flur ist schier unerschöpflich. Auf Schritt und Tritt beugte sich sich nach unten und hatte schon wieder ein Kraut mit Heilwirkung entdeckt. Nach dem Motto „sehen – riechen – schmecken“ sollte man beim Erkennen der Pflanzen vorgehen und insbesondere nicht vergessen, sie vor Verzehr gründlich zu waschen. Dabei, so erläuterte sie, sind die gefundenen Kräuter nicht nur zum Essen oder Trinken etwa als Tee geeignet, sondern auch zum Räuchern oder um Farben herzustellen.
Der Löwenzahn wirkt entschlackend, der Spitzwegerich desinfizierend und die Schafgarbe mit ihren vielen Bitterstoffen ist gut für die Leber. Die „heiligste Pflanze“ ist nach den Worten von Christine Taiber die Brennnessel. Sie hat nicht nur viermal so viel Vitamin C wie eine Zitrone, sondern kann in der Küche ähnlich wie Spinat zubereitet werden, weil sie sehr viel Eisen enthält. „Stärkend, blutbildend, entwässernd“, so umschrieb sie kurz die vielfältige Wirkung der Brennnessel.
Ein eher unspektakuläres Gewächs ist das Hirtentäschel, das im Volksmund einen sehr originellen Namen trägt: Bettseicherle. Grund dafür ist wohl, dass der Pflanze eine ableitende Wirkung nachgesagt wird. Dabei wird ihr wahres Potential oft verkannt, denn sie hilft bei Bluthochdruck ebenso wie bei verschiedenen Frauenleiden.
Am Ende waren es gut zwei Dutzend Kräuter, die in einem von Kindern getragenen Körbchen landeten. Sie wurden an der Kapelle auf einem weißes Tuch ausgebreitet und mit Namenskärtchen versehen. So konnte alle nochmals sich mit dem Aussehen der Pflanzen vertraut machen. Christine Taiber riet, sich drei bis fünf Kräuter auszusuchen und mit diesen ein Jahr Erfahrungen zu sammeln. Zudem empfahl sie, eine Ecke im Garten der Natur zu überlassen, dass sich dort Wildkräuter ansiedeln können.