„Der Teufel trägt offensichtlich doch nicht Prada“ stellt Petra Gerhard in der Rolle der Luise Holme auf der Theaterbühne im Gasthaus Ungemach fest. Sie ist fest entschlossen, selbst vor dem jüngsten Gericht dafür zu kämpfen, dass ihr Mann, der Malermeister Wilhelm Holme – gespielt von Manfred Seltsam – in die Hölle verbannt werden soll. Dieser glaubt sich im falschen Film, als er erfährt, dass ausgerechnet er, für dessen Gestalt der liebe Gott nach seiner Meinung einen Design-Preis verdient hätte, in der Hölle schmoren soll. Vorher versucht er eher durch Sturheit und plumpe Verteidigungsversuche alles, um diesem Schicksal zu entgehen.
Dabei werden allerhand eheliche Klischees vom Dampfbügeleisen als Muttertagsgeschenk bis zur angeblichen Frauendomäne Hausarbeit durchgearbeitet.
Vor allem Esther Wilhelmi in der Rolle der Anwältin Frau von Wertheim gibt juristisch bewandert allerlei Warnhinweise zum Ehebund zum Besten. Dabei geht sie wohl vor allem den Erfahrungen ihrer drei gescheiterten Ehen selbst auf den Grund, als sie der Praktikantin Alina ihr Leid klagt, immer nur auf arme Schlucker reingefallen zu sein.
Alina wird von Sonja Weippert herrlich naiv mit Hang zur ehelichen Romantik dargestellt. Im Tagesgeschäft wird sie allerdings nicht geschont. Ständig wird sie hin und her geschickt, um Dinge zu besorgen, die andere einfach nur vergessen haben.
Ihre Vorgesetzte beim jüngsten Gericht, die Abteilungsleiterin Frau Geigenbläser schlägt hier auch einen durchaus barschen Ton an. Sie kennt aber auch jede Verwaltungsvorschrift offenbar auswendig. Inge Ungemach lässt in dieser Rolle keine Zweifel offen, dass sie die Herrin im Hause ist und selbst unverschämten Kunden eiskalt am Buchstaben der behördlichen Leitlinien abprallen lässt.
Allerdings hat sie auch eine wohl eher eingebildete Herzschwäche und hohen Blutdruck, den sie immer dann besonders spürt, wenn Doktor Sommer – gespielt von Philipp Weippert – die Szene betritt. Gleich zweimal drückt Frau Geigenbläser dessen Hand so energisch an ihr Herz, um ihre gesundheitlichen Probleme zu verdeutlichen. Doktor Sommer ist dies scheinbar gar nicht so unrecht, da er seinen Job als Pflichtverteidiger für angeklagte Ehemänner vor dem jüngsten Gericht lieber halbherzig als leidenschaftlich erledigt.
Das Ganze passiert sehr zum Missfallen des Amtsleiters Herrn Möckel Biedermann. In dieser Rolle verpflichtet Jim Bransom seine Mitarbeiterin Frau Geigenbläser gleich mehrfach zu absoluter Neutralität gegenüber der Kundschaft vor dem jüngsten Gericht und weist sie deutlich in die Schranken. Allerdings ist Herr Möckel Biedermann auch nicht verlegen darum, einen guten hochprozentigen Tropfen mit sich zu führen, den er selbst dem höchsten Richter Erzengel Philippus anbietet, um diesen in eigener sündiger Sache gnädig zu stimmen.
Thomas Kram tritt als Erzengel begleitet von pompösen Halleluja-Rufen in einer Wolke von Seifenblasen auf. Das kann allerdings auch nicht darüber hinweg täuschen, dass er Tabletten schluckt, um den täglichen Wahnsinn mit den sündigen Seelen zu ertragen.
Um genau diese ringt schließlich der Teufel mit ihm. Lukas Ungemach gibt den gehörnten Leibhaftigen mit frechem Grinsen stets begleitet von Donnergrollen und übel riechenden Nebelschwaden. Hinter dem großen Auftritt verbirgt sich aber auch nur ein gebrochener Fürst der Finsternis, den die party- und sensationsgierigen Hölleninsassen fast in den Burnout getrieben haben.
Nach gut zwei Stunden entpuppt sich die verwirrende Höllenfahrt des Malermeisters Holme schließlich als Albtraum nach einem Sturz von der Leiter in einem typisch deutschen Behördenbüro. Als er wieder zu sich kommt, sind fast alle Beteiligten der Komödie „Wo zur Hölle geht’s zum Himmel“ von Andreas Wening wieder einfache Menschen im spröden Büroalltag. Die Eheleute Holme erkennen doch, dass sie sich eigentlich gern haben. Und Luise nimmt ihren Gatten fürsorglich in den Arm und begleitet ihn nach Hause, wo der Sauerbraten fürs Versöhnungsessen bereit steht.
Zurück bleiben der Erzengel Philippus und Luzifer, die beide leer ausgehen und vorerst doch keine neue Seele weder für den Himmel noch für die Hölle dazu gewinnen.
Letzter Trost kommt vom Harfe spielenden Engel aus den Wolken. Thea Graber ist nicht nur der rettende Engel bei wenigen Hängern im Text, sondern diesmal auch gut sichtbar im Bühnenbild integriert.
Das gut amüsierte Publikum beschert der Euerfelder Theatergruppe in sieben ausverkauften Vorstellungen etliche Lacher und tosenden Applaus. Aus dem Erlös werden Projekte und Anschaffungen des Kindergartenvereins, des Sportvereins und der KLB (Bruder Klaus Kapelle) in Euerfeld unterstützt.
Text: Thomas Kram
Bilder: Inge Herbig-Ungemach