Angeregt von der KLJB und in Zusammenarbeit mit der KLB der Diözese Würzburg konnte das Vorhaben, eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Bruder Klaus in Euerfeld zu errichten, verwirklicht werden. Bei der Standortsuche entschied man sich am 14. April 1987 gemeinsam mit Domkapitular Wilhelm Heinz und Dombaumeister Jürgen Schädel für den Binziggrund. Ausschlaggebend waren die Ortsnähe und das Quellwasser.
Im Sommer 1988 wurde, nach Freigabe der Fläche durch die Grundstücksbesitzer und der vorgeschriebenen Plangenehmigung, mit dem Bau begonnen. Die Plananfertigung übernahm die Firma Bulheller aus Hofheim. Am 28. Juli 1988 legte Diözesanlandvolkseelsorger Franz Schmitt gemeinsam mit Bauleiter Manfred Bayer unter großer Beteiligung der Bevölkerung den Grundstein. Über 1100 freiwillige Arbeitsstunde wurden geleistet, dazu kamen großzügige Materialspenden. So konnte die Kapelle schließlich mit 35.000 Mark finanziert werden. Der Kostenvoranschlag bewegte sich um die 90.000 Mark. Dank und Anerkennung gebührt den Grundbesitzern Willi Graber, Walter Herbig, Rudi Molitor (Kirchenacker) und Hermann Scheller, die ihre Fläche zum Bau der Kapelle zur Verfügung stellten sowie allen Helfern und Spendern.
Die Kapelle ist auf der Grundlage des Meditationsrades des heiligen Bruder Klaus im Sechseck gebaut. Der überdachte Vorraum verjüngt sich zum Gebetsraum hin und lädt so die Besucher zu Einkehr und Stille ein. Ein Kreuz, dessen Holz die KLJB der Diözese Würzburg anlässlich einer Pilgerreise zur Wirkungsstätte von Bruder Klaus aus der Schweiz mitbrachte, bildet den Mittelpunkt. Es enthält eine in Gold gefasste Reliquie des Heiligen. Ein Bild, das ihn und seine Frau Dorothee darstellt, wurde von Frauen unter Anleitung von Frau Stegmann geschaffen. Die Sitzbänke sind der Kapellenform angepasst, so dass sich bis zu 20 Personen in der Runde um den kleinen Altartisch versammeln können.
Im Türmchen hängt eine kleine Glocke von 60 kg, die der Ortspfarrer von Euerfeld 1840 stiftete. Sie wurde früher in der Ortsmitte vor jedem Gottesdienst geläutet. Am 24. September 1989 segnete Bischof Paul-Werner Scheele, (anlässlich einer Sternwallfahrt mit 3000 Gläubigen), die Kapelle und das Banner der Katholischen Landvolkgemeinschaft Euerfeld. Durch das laufende Flurbereinigungsverfahren angeregt, übernahm die Flurbereinigungsdirektion Würzburg die Gestaltung des Umfeldes der Kapelle.
Ein Quellbrunnen nach dem Meditationsrad von Bruder Klaus, angefertigt von Theo Steinbrenner, wurde am 21. April 1991 von Pfarrer Franz Schmitt gesegnet. Die Pflanzung des “letzten Baumes” erfolgte während der Feierstunde am selben Tag durch den Präsidenten der Flurbereinigungsdirektion Würzburg, Rolf Richter. Das Gelände um die Kapelle war etwas angehoben worden, der Aufgang und Kapellenvorplatz angelegt, 500 Sträucher und einige Bäume gepflanzt und das Biotop mit Weiher geschaffen. Die Binzigquelle wurde neu gefasst und künstlerisch gestaltet, sowie der Bachlauf und die drei Schöpfstellen für die gegenüberliegenden Schrebergärten angelegt.
Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 25jährigen Bestehen der Kapelle im Jahr 2014 war ein Festgottesdienst mit Weihbischof Ulrich Boom am Hochfest Mariä Himmelfahrt. Die Kapelle lade durch ihre offene Bauweise ein, den Raum des Glaubens zu betreten. Dort könne der Mensch ein Stück Himmel erleben, sagte Weihbischof Ulrich in seiner Predigt, der den Festgottesdienst in Konzelebration mit Stadtpfarrer Bruder Martin und Abbé Adrien aus dem Senegal feierte.
Wallfahrer, Wanderer, Ausflügler, ob zu Fuß, per Fahrrad, mit PKW oder Omnibus, suchen diesen Ort der Stille und Besinnung auf. Sie verweilen in Andacht an der Gedenkstätte dieses großen Friedensheiligen, der seinem Heimatland, der Schweiz, nun schon seit 500 Jahren durch seine Fürbitte den Frieden erwirkt.
Der heilige Bruder Klaus von Flüe ist der Patron der KLJB und der KLB, die auch die Pflege und Wartung der Kapelle übernehmen. 600 Quadratmeter Land für den Kapellenbereich stellte die Kirchenstiftung Euerfeld zur Verfügung, die 3000 Quadratmeter für das Biotop und die Grünanlagen die Flurbereinigungsgenossenschaft.
Text: Katharina Ländner-Mack