„Das ist die Todesangst Christi!“

Auch in diesem Jahr sind wieder viele Leierkinder in Euerfeld unterwegs. Da die Glocken nach alter Überlieferung zwischen Gründonnerstag und Karsamstag „nach Rom geflogen sind“ und genauso wie das Orgelspiel in der Kirche schweigen, übernehmen die Kinder mit ihren Klappern und Ratschen das kirchliche Glockenläuten.

Ausgesandt wurden sie am Gründonnerstag im Anschluss an den Gottesdienst. Während die Gottesdienstbesucher weiter im Gedenken an Jesu Gefangennahme und Todesangst Wache in der Kirche hielten, machten sich die Kinder auf den Weg durchs Dorf und verkündeten singend: „Das ist die Todesangst Christ, Christi!“

Schon um 6 Uhr früh am Karfreitag ging es weiter mit dem „Engel des Herrn“ und dem anspruchsvollen Gesang dazu: „Das ist das Ave Maria, Jungfrau Ave Maria, Ave Salve, Ave Salve, Salve Maria!“ Dieses Lied am Morgen wird dreimal wiederholt und dabei jedes Mal einen halben Ton höher gesungen, was schon so mancher Übung bedarf und manches Mal zuhause auch geprobt werden muss!

Auch um 12 Uhr mittags wird geleiert und gesungen: „Hört Ihr Leut‘ und lasst euch sagen, unsre Uhr hat zwölf geschlagen!“ An diesem Tag sind die Kinder insgesamt siebenmal durch Dorf unterwegs: Denn sowohl vor der Karfreitagsandacht um 15 Uhr wird der Gottesdienst dreimal angekündigt, als auch im Anschluss, denn dann wird die “Schiedung Christi“ verkündigt.

Am Abend um 18 Uhr folgt als letztes: „Das ist der Englische Gruß, den jeder katholische Christ beten muss, Ave Salve, Ave Salve, Salve Maria!“

Die Kinder in Euerfeld teilen sich seit ein paar Jahren in mehrere Gruppen auf, um durch alle Straßen ziehen zu können, da durch das Neubaugebiet einige Straßen hinzugekommen sind. Sie treffen sich in der Ortsmitte und laufen von dort in alle Himmelsrichtungen. Am Samstag Nachmittag gehen sie schließlich von Haus zu Haus und sammeln für ihren Dienst.

Früher erhielten die „Leierbuben“ (denn bis in die neunziger Jahre waren es ausschließlich Jungs, die leiern durften) v.a. Eier, was die Väter und Großväter noch gern erzählen und es war genau geregelt, wer wie viele Eier erhielt. Im ersten Leierjahr sieben Eier und im zweiten Leierjahr 14 und dann 21 Eier als Lohn.

Jetzt gibt es viele Süßigkeiten und vermehrt Geld, das nach einem System aufgeteilt wird, das sich an den alten Gepflogenheiten orientiert und weiterhin die Kinder selbst bestimmen. So gehört es in Euerfeld für die meisten Kinder zwischen neun und vierzehn Jahren dazu, im Dorf zu leiern und die kleineren Kinder freuen sich schon darauf, auch bald mal mitleiern zu dürfen!

Text: Helene Sauter/Bilder: Regina Mack

Hier geht’s zu den Bildern!