Alte Bräuche zu „Michaeli“

Am 29. September feierten die Euerfelder früher ihren Kirchenpatron St. Michael mit Hausputz, Festessen, Verwandtenbesuch und einem feierlichen Gottesdienst.

Bis vor einigen Jahren, als Euerfeld noch einen eigenen Pfarrer hatte, wurde das Patrozinium groß gefeiert. Hauptakt war ein festlicher Gottesdienst, zu dem alle Verwandten von außerhalb eingeladen wurden.
Dem Fest vorausgegangen ist eine Beichte, die für die meisten Gläubigen selbstverständlich war. Dazu kamen Patres aus dem ehemaligen Dettelbacher Franziskanerkloster.

Gereinigt wurde aber nicht nur die Seele. Ein großer Hausputz, wie auch vor dem Osterfest, war angesagt.

In den Familien gab es ein festliches Mittagessen. Das Menü bestand seit jeher aus dem typischen fränkischen Festtagsmenü: Leberklößchensuppe mit Schwimmerli, Rindfleisch mit Meerrettich, Nudeln und Preiselbeeren. Und eine Nachspeise wurde sicher auch gereicht. Auf jeden Fall wurden ein Käse- oder Zwetschgenblootz nach Euerfelder Rezepten gebacken und Pfeffernüsse. Sicher wird diese Tradition noch heute in einigen Familien (vielleicht etwas abgeschwächt) gepflegt.

Seit einigen Jahren wird auch das Kirchweihfest im Umfeld dieses Festtages gefeiert. Das legte man früher auf die allgemeine Kirchweih im November.

St. Michael – „Wer ist wie Gott“

Unser Kirchenpatron ist einer der vier Erzengel: Neben Michael sind dies Gabriel, Raphael und Uriel. Bestimmt können sich alle, die einmal in Euerfeld die Schule besucht haben, an die Religionsstunde erinnern, die um Michaeli stattfand. Die Geschichte vom Erzengel Michael wurde z. Bsp. von Pfarrer Pfirmann sehr fantasiereich und farbenfroh, teilweise mit Anschaumaterial, im Religionsunterricht und auch auf der Kanzel erzählt.

Michael gilt als Beschützer der Gläubigen, Helfer im Kampf gegen Schwierigkeiten aller Art und er tritt für Schutz, Frieden, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit ein. „Wer ist wie Gott“ heißt sein Name übersetzt und so steht er für Kampf und Widerstand gegen das Böse. Schließlich hat er einst Luzifer aus dem Himmel geworfen.

St. Michael wird oft mit Schwert und Drache dargestellt. Mit dem Schwert trennt er das Gute vom Bösen. Der Drache ist bei uns ein Symbol für das Böse. In der östlichen Kultur steht er für Weisheit. In der Euerfelder Kirche ist Satan dargestellt, wie er von Michael besiegt am Boden liegt.

Die Michaeliszeit bedeutet auch Umwandlung, Abschluss des Sommers und bringt den Übergang zum Winter. Kälte und Dunkelheit kommen auf uns zu. Haus, Garten und Felder werden fürs Überwintern vorbereitet. Auch unseren Geist müssen wir manchmal umstellen und unsere Gedanken neu ordnen. Oft müssen wir Entscheidungen treffen und benötigen Hilfe, Klarheit und Mut zur Einkehr und Besinnung.

Mann kann die Beichte und den Hausputz, die vor Ostern und auch um Michaeli stattfinden, als Umkehr deuten. Zudem geht den Festtagen jeweils eine Tag- und Nachtgleiche voraus. Ein neuer seelischer und weltlicher Zeitabschnitt kann beginnen.

Dabei stärkt uns St. Michael. Jetzt können wir uns auf eine Kraft schöpfende Zeit mit Zuversicht, Hoffnung und Vertrauen einstimmen.

Text: Rita Heußner / Bild: Walter Sauter