Ostern ist heuer ein ganz anderes Fest als wir es all die Jahre zuvor feiern und erleben durften.
Keine Palmprozession, kein Gottesdienst an Gründonnerstag, die Karfreitagsliturgie ausgefallen, keine Leierkinder, die durch den Ort ratschen, an Ostern nur ein nichtöffentliches Amt in der Kirche – selbst die meisten Osterglocken sind schon verblüht. Auf viel Liebgewonnenes, Geschätzes, lange Traditionen müssen wir in diesem Jahr verzichten. Das ist bitter. Corona hat Euerfeld wie auch das ganze Land fest im Griff.
Trotzdem dürfen wir „Dorfkinder“ in gewisser Weise noch zufrieden sein, denn es gibt viele Menschen, denen es schlechter geht als uns in Euerfeld: Ich denke da zum Beispiel an allein erziehende Mütter in kleinen Stadtwohnungen, das Personal in den Krankenhäusern, in der Pflege und Altenheimen, an die vielen Menschen, die selbst krank sind, infiziert, vielleicht um ihr Leben kämpfen; die Einsamen, Depressiven, all die Menschen, die um ihre Arbeit, ihren Betrieb und ihre Existenz bangen. Die Kinder und jungen Leute, die nicht in die Schule oder die Uni dürfen und alle, die ein Stück Lebensperspektive verloren haben. Sie alle verdienen unser Mitgefühl, und, soweit möglich, unsere Hilfe und Unterstützung.
Der Tod hat nicht das letzte Wort, so hört man es in manchen Predigten an Ostern. Der Satz soll Mut machen, aber kommt er derzeit bei den Menschen wirklich an?
Es ist gut, gerade jetzt das Ostergeschehen auf sich wirken zu lassen, vielleicht sogar ganz neu zu sehen und zu erspüren. Da wird uns berichtet, dass ein Mensch namens Jesus durch Spott, Verleumdungen und viele Qualen gegangen ist – bis zum Tod am Kreuz. Konnte die Welt für die Jünger perspektivloser sein? Ihr geliebter Meister ist tot, gestorben, begraben. Ein Stein wurde sogar vor sein Grab gewälzt, Wachen davor aufgestellt. War da noch Hoffnung, dass dieser Leichnam wieder lebendig wird? Wie soll es weiter gehen? Ich kann mir vorstellen, wie Zweifel und Verzweiflung, Trauer und vielleicht sogar Wut an den Herzen der Jünger genagt haben.
Als die Nacht noch dunkel ist, so berichtet uns die Bibel, macht sich eine Frau, Maria von Magdala, auf den Weg zum Grab und findet es leer vor. Später weint sie am Grab und ihr erscheinen zwei Engel und schließlich sogar der Auferstandene selbst. Und plötzlich hat sich die Welt für Maria und die Jünger total verändert: Der Tod hat doch nicht das letzte Wort!
Ja, die Botschaft von der Auferstehung Jesu stellt die ganze Welt auf den Kopf. Aber ganz anders als der Corona-Virus. Sie schenkt Freiheit, Zuversicht und Hoffnung. Und sie hält, was sie verspricht: Jesus ist der Sohn Gottes. Er hält uns alle in der Hand. Und er hat für jeden von uns einen guten Plan. Auch wenn wir manchmal nicht verstehen, welche Wege uns das Leben leitet.
Dankbarkeit erlebe ich dabei als einen ganz besonderen Schlüssel zum Herzen Gottes. Denn auch in diesen Tagen gibt es viel Grund für Dankbarkeit: Für das Dach über meinem Kopf, meine Familie, meine Gesundheit, meine Schaffenskraft, den Frühling mit all seiner Blütenpracht, das Singen der Vögel, die Sonne, die vom Himmel strahlt und uns ins Freie lockt. Das gute Essen, das wir genießen dürfen und und und. Auch das ist Ostern, ein dankbares Herz, das uns die Botschaft dieses Festes ganz neu aufschlüsseln kann: Der Tod hat nicht das letzte Wort – sondern das Leben!
Katharina und Ludwig Ländner haben einige aktuelle Bilder in der Kirche gemacht, ich habe auch drei beigesteuert. Sie zeigen Pfarrer Uwe Hartmann beim Gottesdienst am Ostersonntag in der leeren Kirche sowie das österlich geschmückte Gotteshaus, im Mittelpunkt die Figur des Auferstandenen und die Osterkerze. Diese wurde von Helga, Marina und Sonja Scheller gestaltet. Für den Kirchenschmuck sorgte Edeltraut Walter. Auf die sonst an Ostern übliche Segnung des Weihwassers wurde wegen der Ansteckungsgefahr verzichtet.