An einem schönen Sommerabend fanden über 80 Gäste den Weg zur Serenade im Hof in die Weihergasse 3 in Euerfeld. Die Temperaturen waren dem Motto des Abends durchaus angepasst: Exotik und Erotik. Neben einer dekorativen Palme stand auch eine Zinkbadewanne im Hof, in der zum Abschluss des Programms das Fräulein Helen alias Karin Rottmann baden ging und sich vom Euerfelder Singkreis dabei musikalisch begleiten ließ.
Zuvor bereits schlüpfte Karin in mehrere andere Rollen und bezirzte als Carmen in der bekannten Habanera aus Bizets Oper ihren Liebhaber, sang „Somewhere“ aus der Westside Story oder erschien im Duett mit Constanze Söldner als Klofrau am letzten Arbeitstag vor der Rente. Die zwei Damen konnten es dann auch nicht lassen zu markanter Tangomusik, die Klobürste immer wieder in den Putzeimer zu tunken und in weitem Bogen über das herzlich lachende Publikum zu schwingen. Thomas Kram hatte in der Ankündigung der beiden versichert, dass alle Requisiten unbedenklich und erstmalig im Einsatz seien.
Rhythmische Elemente waren gerade bei den exotischen Liedern dieses Abends zu erleben. So besang der Singkreis mit Blumenkränzen behängt im Rumba-Takt diverse Südfrüchte oder bettelte im Calypso-Stil „Otto, mach mir ein Bananenbrot“.
Den Calypso nahmen auch die drei Solistinnen wieder auf. Gemeinsam mit den zwei schon erwähnten ging Lea Lahrsow mit Strohhut auf Tour nach Trinidad zu „Rum and Coca-Cola“ – serviert von Otto Kram. Er hatte sich zuvor bereits als Kellner empfohlen und Constanze ein Glas Wein zu einem Date bereit gestellt, in dem sie hin und her gerissen von allen möglichen Gefühlen schließlich die letzten Zeile sang: „Ich geh jetzt.“ und „Ich ruf dich an.“ Vielleicht war es doch noch nicht ganz die Erfüllung, die sie zuvor in Maite Kellys Schlager „Ich brauch einen Mann“ klar und unmissverständlich in einer mitreißenden Polka besungen hatte. Constanze wechselte im Laufe des Abends nicht nur permanent die Rolle als Solistin, Duettpartnerin und Teil des Singkreises, sondern auch mehrmals ihr Outfit passend zu ihren Auftritten.
Einen musikalischen Bildband von exotischer Naturvielfalt interpretierte Lea im „Farbenspiel des Windes“ aus dem Disney-Film Pocahontas. Außerdem sang sie sehr gefühlvoll „Killing me softly“ in der Version von Roberta Flacks.
Die erotischen Aspekte des Abendmottos berichteten neben dem schönen Sigismund aus dem weißen Rössl auch vom Skandal im Harem. Thomas Kram sang von der verzwickten Situation einer schwangeren Haremsdame, die der Sultan hörbar sauer auf seine Wächter nach einem Jahr Abwesenheit vorfand. Den heulenden Eunuchen im Harem standen gleich zu Beginn der Serenade die schmachtenden Herren des Singkreises gegenüber und sangen wie frisch verliebt „Lass mich dein Badewasser schlürfen“.
Neben reichlich Applaus für alle Mitwirkenden spendete das Publikum zusammen 750 Euro für Projekte der Katholischen Landvolkbewegung im Senegal.
Text: Thomas Kram / Bilder: Regina Mack